2018

Rheinische Post vom 27.10.2018

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Gerd von Piwkowski (2.v.l.) und Franz Breuer (2.v.l.) diskutierten mit der RP-Redakteur Stepfan Meisel (r) über das Radfahren an der Pappelallee.

Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post ging es vor allem um Verkehr: Schranken, Tempo-20-Zone und Radler.

Von Stephan Meisel

Keine Frage: Es lebt sich gut in Richrath, und in der Ortsmitte gibt es alles für den täglich Bedarf zu kaufen. So ist gestern bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post vor dem Kirchturm von St. Martin in den Läden ringsum ein Kommen und Gehen zu beobachten. Lothar Portugall gehört zu denen, die am RP-Stehtisch rege über das Geschehen in Richrath diskutieren - insbesondere über Verkehr. "Wenn die Stadtpolitiker so weitermachen", hadert Portugall, "wird Langenfeld irgendwann die letzte Stadt zwischen der Zugspitze und Sylt sein, in der es noch einen mit Schranken geregelten Bahnübergang wie an der Kaiserstraße gibt."

Portugall erinnert daran, dass seit drei Jahrzehnten Politiker und Ingenieure an Plänen für einen Tunnel anstelle der durch Schranken geregelten Fahrt über die Gleise tüfteln. Doch 2012 kippte die Ratsmehrheit einen schon baureifen Entwurf für eine mit rund acht Millionen Euro veranschlagte Unterführung, schwenkte zu einem deutlich abgespeckten Tunnelentwurf der Bahn AG um: Danach soll die Kaiserstraße nach Norden verlängert, unter den Gleisen hindurchgeführt und in der Nähe des Autohauses Lindemann an die Hildener Straße angeschlossen werden.

Zuletzt war dieser mit rund sechs Millionen Euro veranschlagte Tunnel im März dieses Jahres Thema im Rat, wo die Verteilung der Kosten zwischen Stadt, Bahn und Bund aus Langenfelder Sicht als ungerecht bezeichnet wurde."Der von Radlern, vor allem Schülern überquerte Schrankenübergang ist so gefährlich", befindet Portugall. "Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen."In die Planung sei viel Geld investiert worden, deshalb müsse das Projekt endlich umgesetzt werden. "Wird es auch", entgegnet ihm Gerd von Piwkowski, der für die CDU als sachkundiger Bürger in Ratsgremien sitzt.Einig ist sich die Runde am RP-Stehtisch, dass der verkehrsberuhigende Umbau 2003 der Richrather Ortsmitte gutgetan habe. "Aber für ortsfremde Autofahrer müsste die Tempo-20-Zone besser kenntlich gemacht werden", wirft Dietrich Schaefer ein. "Das Schild an der Einmündung Kirschstraße ist sehr klein. Und wer von der Wolfhagener Straße her in die Kaiserstraße einbiegt, wird überhaupt nicht auf Tempo 20 hingewiesen." Schaefer hätte gerne zumindest Tempo-20-Piktogramme auf der Fahrbahn - ähnlich denen, die auf Radfahrer entgegen der Einbahnrichtung hinweisen. Den geplanten Radschnellweg von Langenfeld und Monheim nach Düsseldorf spricht Franz Breuer an. Er befürchtet Probleme auf der Pappelallee, die ab der Berghausener Straße in diese störungsfreie Route für schnelle Radler einbezogen werden soll. "Viele Kinder aus dem angrenzenden Wohngebiet überqueren auf dem Weg zum Bolzplatz die Pappelallee. Auch Bewohner des Seniorenzentrums mit Rollator oder Spaziergänger gehen dort lang. Da sind Konflikte mit schnellen Radlern oder gar Unfälle vorgezeichnet." Breuer schlägt vor, diese Anbindung an den Schnellweg zwischen Gewerbegebiet und Landschaftspark Fuhrkamp entlang des Bachs neu zu bauen.

(mei)

Wochenpost Langenfeld vom 19.04.2018

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Sie sind ihren Ahnen dicht auf der Spur

Langenfeld. Einmal im Monat gibt es ein öffentliches Treffen von Ahnenforschern im Stadtarchiv. Wir waren dabei.

Stadtarchivar Marco Klatt (links) und Gerd von Piwkowski mit dem Sterbebuch der Samtgemeinde Richrath aus dem Jahr 1815. Foto: Hoeck

Langenfeld. Es fing an mit einem Notizbuch aus Kriegszeiten, das Helmut Linowski im Nachlass seines Vaters gefunden hat.

Von Ulrich Hoeck

»Vieles kannte ich schon aus Gesprächen, aber er ist nie sehr in die Tiefe gegangen«, sagt Linowski. Ein typisches Phänomen, er nennt es ‚das Schweigen der Alten‘. Aber sein Interesse an Ahnenforschung war geweckt.

Die Wege zur Ahnenforschung sind vielfältig. In Langenfeld führen sie in den meisten Fällen zu Marco Klatt in das Stadtarchiv. Der ist so etwas wie der Zeremonienmeister beim Arbeitskreises Ahnenforschung. Ihre öffentlichen Treffen – immer am ersten Mittwoch eines Monats um 17 Uhr – beginnt der Archivar stets mit einer moderierten Diskussionsrunde.

Ahnenforschung kann zur Sucht werden

Auf den Namensschildern der 23 Teilnehmer stehen die Orte, an denen ihre Vorfahren gelebt haben. Bei Andreas Gießmann führen die Spuren zurück nach Ostpreußen und Schlesien, nach Hessen und Thüringen, ins Teufelsmoor bei Bremen und schließlich nach Hilden. Weitere werden wahrscheinlich hinzu kommen. »Wenn man einmal damit anfängt, ist es wie die Sucht auf Schokolade«, weiß Gerd von Piwkowski. Zwischen zwei und drei Stunden täglich verbringt er mit der Suche nach seinen Ahnen. Bis in das Jahr 1120 sei er dabei vorgedrungen, sagt er. Wie alle Ahnenforscher werden auch die Langenfelder immer wieder mit Problemen konfrontiert. Wie kann man sich helfen, wenn die Quellen, also Kirchenbücher, Tauf-, Ehe- und Totenscheine, im Laufe der Jahrhunderte vernichtet wurden? Oder, banaler: Was macht man, wenn man Schmitz oder Müller heißt?  Häufig weiß Klatt oder ein anderer Teilnehmer Rat.

Auf Spurensuche nach den Ahnen lernt man zwangsläufig viel über Geschichte. So erfährt man beispielsweise, warum die Zeit der napoleonischen Besatzung häufig im Dunkel bleibt. Weil der Korse Soldaten für seine Armee brauchte, wurden junge Männer bestimmter Jahrgänge in den besetzten Gebieten eingezogen. Viele Taufregister wurden vernichtet, um sie  dem Zugriff des französischen Kaisers zu entziehen. Oder so gut versteckt, dass sie nie wieder auftauchten.

Rheinische Post vom 25.04.2018

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Der Arbeitskreis Ahnenforschung trifft sich einmal im Monat im Stadtarchiv.  Mit dabei: Gerd von Piwkowski, Andreas Giessmann, Josef Höltken und Marco Klatt (v.li.)

Langenfeld: Wer waren meine Vorfahren? Und wie lebten sie? Fragen, auf die Ahnenforscher Antworten suchen.

Von Cristina Segovia-BuendiaElisabet Habel starb im Alter von 91 Jahren im Westerwald. Das war 1797. Die Sterbeurkunde hat Manfred Wiecken gefunden, der sich auf die Region im Rheinischen Schiefergebirge spezialisiert hat. "Ich fand den Eintrag sehr beeindruckend, und habe ihn mal für die Runde mitgebracht", sagte der Hobby-Genealoge beim Ahnenforscher-Stammtisch, vorigen Mittwoch, im Freiherr-vom-Stein-Haus.Einmal im Monat treffen sich hier im Langenfelder Stadtarchiv Hobby-Genealogen der Region, um sich über ihre Forschungsergebnisse auszutauschen. Weil es bei den Ahnenforschern längst nicht mehr nur um den eigenen Stammbaum geht, sie teilweise ganze Gemeinden erkunden, stoßen sie manchmal auf ganz sonderbare Biografien.Im Fall von Elisabet Habel konnten die Anwesenden den Auszug des Dokuments in einer nahezu unkenntlichen Schrift auf der Leinwand sehen. Wiecken las vor: Mit zwei Männern war Elisabeth Habel verheiratet, mit dem einen zeugte sie acht, mit dem anderen neun Kinder. 47 Enkel und 48 Urenkel stammen von ihrer Linie ab. "Hätte sie noch ein Jahr gelebt, hätte sie auch ihren Ur-Ur-Enkel kennengelernt", war als letzter Satz in der Urkunde zu lesen. "Die Frau hat praktisch ein ganzes Dorf bevölkert", sagt Wiecken schmunzelnd. Ihre Familiengeschichte will er nun erkunden.Eine direkte Verwandte von Wiecken ist Elisabet Habel nicht, "aber sie gehört zu meinem Clan", sagt er. Sie ist demnach Teil des Familienstammbaums, dem sich der Hobby-Forscher bei seinen Recherchen widmet.

Spannend, finden auch die übrigen Anwesenden, die dieses ungewöhnliche Hobby teilen. "Wenn man damit anfängt, ist das wie die Sucht auf Schokolade", sagte Gerd P. Freiherr von Piwkowksi. Der 78-Jährige widmet sich schon lange der Ahnenforschung, wo er seinen eigenen Stammbaum schon bis in das Jahr 1120 zurückverfolgen konnte. "Auch bei Friedrich II bin ich schon angekommen, aber ob ich mit dem verwandt bin, weiß ich noch nicht", sagt er und muss lachen.Josef Höltken (74) aus Monheim beschäftigt sich mit den Familienstammbäumen der Gemeinde St. Viktor in seinem Geburtsort Dülmen im Münsterland. Das dortige Kirchenbuch der Jahre 1628 bis 1908 hat er bereits erkundet. "Ich finde es spannend, vor allem wenn es um die Erbfolge geht", sagt er. "Dieses Thema wird in Zukunft sicher mehr an Bedeutung gewinnen." Denn in Deutschland versterben immer mehr Menschen ohne Nachkommen. "Anwälte haben sich spezialisiert, um an Erben zu kommen."Hedwig Röthig hat ein anderes Motiv, erstmals zum Stammtisch der Ahnenforscher zu kommen. Die 55-jährige Langenfelderin, die ursprünglich vom Niederrhein stammt, möchte die Arbeit ihres kürzlich verstorbenen Cousins fortführen. "Er hatte angefangen über unseren Familiennamen Weber zu forschen." Besonders interessiert sie, woher ihre Familie ursprünglich stammt, aber auch ob sie weitere Familienangehörige hat. "Ich weiß, dass mein Großvater mehrere Geschwister hatte, die sicherlich auch noch Nachkommen haben." Vom Stammtisch erhoffte sie sich Tipps zum Vorgehen. Ein erstes Handbuch händigte ihr Archivar Marco Klatt aus, über Quellenarbeit und Anlaufstationen. "Das ist schon super hier", sagt Röthig. "Ich werde sicherlich jetzt öfter beim Stammtisch vorbeischauen."

22. Landesdelegiertentag in Düsseldorf in 2018

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